„Zielmarke der Kleinkind-Betreuung im Kreis fast erreicht“
Oßwald: 18 Monate vor Rechtsanspruch stehen in Kreiskommunen für 34,5 Prozent der Kleinkinder Betreuungsplätze zur Verfügung – Kreis ist hessenweit damit weit vorne - Zielvorgabe sind 35 Prozent, aber Bedarf bereits heute teils höher – Bericht im Sozialausschuss
Landkreis Gießen. Mit einer durchschnittlichen Versorgungsquote von 34,5 Prozent steht der Landkreis Gießen im Bereich der Betreuungsplätze für unter dreijährige Kinder im hessenweiten Vergleich sehr gut da. 18 Monate bevor der Rechtsanspruch für Kinder ab zwei Jahren greift, erfüllen die Kommunen im Landkreis die vom Land laut Ausbausplan geforderten 35 Prozent-Versorgungsquote, gerechnet jeweils auf die Zahl der neugeborenen Kinder. Dies berichteten Gabriele Arnold von der Kindertagesstätten-Fachberatung und Jugenddezernent Dirk Oßwald am gestrigen Mittwoch im Sozialausschuss des Kreises.
Die Zielvorgabe, mit Plätzen im Umfang von 35 Prozent der Unter-Dreijährigen den Rechtsanspruch flächendeckend auch erfüllen zu können, hatte der Gesetzgeber 2007 relativ willkürlich ermittelt. „Schon heute wird aber klar, dass der Bedarf sehr unterschiedlich – teils höher, teils niedriger – ist. Deshalb dürfen die Anstrengungen im Sinne eines familienfreundlichen Lebensumfeldes nicht nachlassen“, machte Oßwald deutlich.
„In einigen Kommunen wie Buseck liegt das Angebot zum Stichtag 1. September 2011 mit einer Quote von rund 50 Prozent sogar weit über dem angestrebten Ziel. In anderen Gemeinden besteht allerdings Handlungsbedarf, was den Ausbau der Betreuungsplätze für Kinder unter drei Jahren betrifft“, schätzt Gabriele Arnold als zuständige Sachbearbeiterin die Zahlen ein.
Defizite gibt es beispielsweise in Pohlheim, Lollar, Lich, Reiskirchen, Linden und in der Rabenau. Allerdings haben Planungsgespräche gezeigt, dass in diesen Städten und Gemeinden trotz der geringen Quote nicht überall dringender Handlungsbedarf besteht. Die reelle Situation vor Ort hat nämlich gezeigt, dass die vorgehaltenen Plätze in Kindertagesstätten oder bei Tagespflegepersonen für die Nachfrage durchaus ausreichen.
Anders sieht es etwa in Fernwald, Wettenberg oder Grünberg aus, wo aktuell Handlungsbedarf besteht, weil die Nachfrage nach entsprechenden Betreuungsplätzen groß ist und nicht gedeckt werden kann. „Wir werden die Entwicklung und die Zahlen aller Kreiskommunen weiterhin beobachten“, stellt Gabriele Arnold in Aussicht.
Weiter erklärt sie, dass die Statistik differenziert betrachtet werden müsse. Denn wenn eine Gemeinde – wie etwa Pohlheim - bei der U3-Betreuung verstärkt auf private Tagespflege setzt, sorge das zwar für eine theoretisch gute Abdeckung des Bedarfs, entspreche aber nicht dem Ziel des hessischen Ausbauplans. Der sieht nämlich vor, dass zwei Drittel aller Betreuungsplätze in Kindertagesstätten vorgehalten werden sollen und nur ein Drittel über Tagespflegepersonen. Dies entspreche auch dem Wunsch und Bedarf der Eltern, denn nicht jeder bevorzuge die Betreuung in sehr kleinen Einheiten bei Tagesmüttern oder -vätern, sondern präferiere eine Betreuung in Kitas. Tagespflege wiederum habe den großen Vorteil, sehr flexibel auf Betreuungswünsche eingehen zu können.
In der Stadt Allendorf sehen die Zahlen ähnlich aus: 38 Prozent Gesamtversorgung sei ein sehr guter Wert, bedenkt man aber, dass hier die Tagespflege etwa 26 Prozent ausmacht und Kitaplätze nur rund 12 Prozent, sehe man perspektivisch Nachholbedarf. In Staufenberg hingegen, wo die Gesamtquote bei 43 Prozent liegt, beträgt die Tagespflege gerade mal 1,25 Prozent. Und auch in Hungen machen die Plätze in der Tagespflege nur 7 Prozent der Gesamtquote aus, aber die beträgt immerhin fast 40 Prozent. Nahezu optimal stellen sich die Zahlen in Laubach dar, wo mit fast 35 Prozent die Gesamtquote dem Soll entspricht und auch die Aufteilung zwischen Kita und Tagespflege mit dem geforderten Zielen übereinstimmt.
Für 2012, so Arnold, werde man bei den Planungsgesprächen mit den Kommunen die Priorität neben dem allgemeinen Ausbau darauf legen, dass verstärkt auf die Versorgung der Kinder unter zwei Jahren geachtet werde. Kommunen wie Allendorf, Linden und Lollar haben derzeit nur Plätze ab 2 Jahren, demgegenüber haben Heuchelheim in allen, Staufenberg und Hungen in fast allen Einrichtungen Plätze für Kinder auch ab dem ersten Lebensjahr.
Deutlich machte Gabriele Arnold im Sozialausschuss des Kreises, dass die Kommunen und Träger bei aller Anstrengung für Kleinkinder die reguläre Betreuung der Drei- bis Sechsjährigen nicht aus den Augen verlieren dürften, für die ein Rechtsanspruch seit Jahren bestehe. Denn schaue man sich die Statistik mit Blick auf deren Situation an, so fällt ein Überangebot nur in Fernwald, Lich und Laubach auf. Der Rechtsanspruch auf einen Kitaplatz kann hingegen in mehreren Kreiskommunen laut Statistik derzeit nicht gedeckt werden, allerdings stellt das nur in der Stadt Linden und den Gemeinden Reiskirchen, Buseck und Langgöns eine Aufgabe dar, da in diesen Orten die tatsächliche Nachfrage größer als das Angebot ist.
Informationen zur Kindertagesbetreuung gibt es bei Gabriele Arnold im Fachdienst Familien, Inklusion und Demografie des Landkreises unter Telefon: 0641-9390-9663 oder Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! und in den Tagespflegebüros des Netzwerks Tagespflege in Buseck (Tel.: 06408-501153), Laubach (06405-827180) und Gießen (0641-3012579).
Betreuungsplätze für Kinder unter drei Jahren werden derzeit auf Hochtouren und mit Fördermitteln überall geschaffen - auch im Landkreis. Das Foto entstand bei der Übergabe eines Bewilligungsbescheids durch Jugenddezernent Oßwald in Rabenau.
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